Bericht vom 2. Gourmet-Marathon Saarbrücken - (18. September 2011)


Nach Berlin (4 x), Hamburg, Paris, Ruhr, New York und Frankfurt wollte ich bewußt mal einen "kleinen" Marathon in einer etwas weniger spektakulären Stadt laufen. Der Marathon sollte zumindest einigermaßen flach sein und im Herbst stattfinden. Als Gourmet-Liebhaber fiel mir recht bald der Gourmet-Marathon in Saarbrücken ins Auge und prompt habe ich mich dort angemeldet.

Im Gegensatz zu den "großen" Marathons fand in Saarbrücken am Samstag kein - so genannter - Frühstückslauf statt. Also haben wir (= ein Freund von mir und ich) eine eigene kleine Trainingsrunde gedreht: vom Hotel zum Saar-Ufer und dann in den Bürgerpark. Dort bin ich dann aber auf glitschigem Boden ziemlich übel gestürzt und mit dem Gesicht auf den Boden geprallt: heftiges Nasenbluten, geplatzte Lippe, aufgeschlagenes Kinn und recht viel Blut in Mund und Rachen. Im ersten Moment war ich ziemlich erschrocken und sprachlos. Das hatte mir gerade noch gefehlt. Zehn Wochen lang habe ich intensiv, diszipliniert und gewissenhaft auf diesen morgigen Marathon hingearbeitet und nun soll das alles aufgrund dieses einen Ausrutschers zunichte sein? Zum Schreck gesellte sich nun auch blanke Enttäuschung. Doch, obwohl mir im Gesicht alles ziemlich weh tat und mein Gesicht auch sehr blutverschmiert war, konnte ich wieder laufen! Laufen! Das war die Hauptsache! Kein Gedanke mehr daran, daß das morgen nicht klappen könnte. Im Hotel habe ich mir dann das Blut weggewaschen und auch die Nase hörte recht bald auf zu bluten. Die Schmerzen im Gesicht blieben zwar - aber die Freude darüber, dass ich uneingeschränkt laufen konnte, überwog bei Weitem! ;-)

Da im Training (bewährt mal wieder nach Herbert Steffny) alles optimal geklappt hatte, wollte ich neue Bestzeit laufen und dabei am besten auch noch unter 03:30h bleiben. Das war das klare Ziel. Ich fühlte mich also bestens vorbereitet, begann die Schmerzen im Gesicht einfach zu ignorieren und konzentrierte mich voll und ganz auf die 42,195 Kilometer, die nun vor mir lagen. Mit einer unerschütterlichen Zuversicht und auch Vorfreude lief ich wenige Sekunden nach dem Startschuss über die Startlinie.

Hier in Saarbrücken galt es nun insgesamt viermal eine etwa 10,55 Kilometer lange Strecke zu laufen. Sie ging häufig auf beiden Seiten des Saar-Ufers entlang, teilweise aber auch an der Stadtautobahn, oder aber durch Wohngebiete oder die Bahnhofsstraße, welches die Fußgängerzone der Landeshauptstadt ist. Asphalt, Kieswege, Radwege, Kopfsteinpflaster und Betonplatten wechselten sich als Bodenbelag ab, was für die Füße eine mehr oder weniger (vor allem weniger) willkommene Abwechslung war.

Die erste Runde kam ich recht schnell in mein 4:56-Minuten-Tempo, welches ich stoisch zu halten versuchte. Als ich nach der ersten Runde die Start-/Ziel-Linie überquerte, meinte der Moderator "Und hier mal wieder ein Marathonläufer: Martin Zimmermann von Spiridon Frankfurt. Aber er hat eingetragen, daß er Österreicher sei". (Hm, tja, stimmt ja auch ;-) ).

In der zweiten Runde gelang es mir dann - das Tempo weitgehend beibehaltend - auf die führende Frau aufzuschließen und sie letztlich sogar zu überholen. (Und so darf ich an dieser Stelle schon mal vorwegnehmen, daß es mir erstmals gelungen ist, schneller im Ziel zu sein, als die schnellste Frau ;-) - allerdings sind insgesamt laut Ergebnisliste auch nur 16 Frauen mitgelaufen und davon wiederum ganze fünf unter vier Stunden geblieben). Die überwiegende Mehrheit der Läufer heute waren Halbmarathonis. Als ich also nach der zweiten Runde die Start-/Ziel-Linie überquerte war ich urplötzlich mutterseelenalleine auf weiter Flur. Ganz in der Ferne vor mir sah ich gerade mal einen einzigen Läufer. All die vielen anderen, die bislang um mich herum gelaufen sind, waren also bereits nach 21,1 Kilometer im Ziel.

Dieses "sehr alleine" laufen, war bei einem Marathon (wie gesagt: erstmals nicht bei einem der "großen" Metropolen- Marathons) eine ganz neue Erfahrung für mich. Aber ich konnte damit mental ganz gut umgehen. Stoisch blieb ich ziemlich gleichmäßig bei meinem 4:56- bis 4:58er-Schnitt. In der dritten Runde schloß der 3:30er-Zugläufer auf mich auf und ich blieb die gesamte dritte Runde bei ihm, obwohl er eigentlich einen Tick schneller war, als es für 3:30 als Zielzeit nötig gewesen wäre. Trotzdem heftete ich mich an seine Fersen und blieb lange Zeit bei ihm und dem sehr übersichtlichen "Pulk" an weiteren 3:30-Läufern in seinem Schlepptau (im Verlauf der dritten Runden wurden aus ingesamt sieben nur noch vier).

Da der 3:30er-Zugläufer aber weiterhin sein - meines Erachtens - deutlich zu schnelles Tempo beibehielt, ließ ich ihn nun ziehen und entschleunigte mein Tempo ein ganz klein wenig. In der Fußgängerzone von Saarbrücken, der Bahnhofstraße war ich dann wieder mutterseelenalleine. Die (wenigen) applaudierenden Zuschauer, taten das in dem Moment nur für mich !! ;-). In dieser vierten Runde tat ich mir aber zunehmend schwer. Ich spürte meine Kniekehlen, doch mental wußte ich jetzt, daß ich zumindest ganz sicher eine neue Bestzeit aufstellen würde. Das Knacken der 3:30er-Marke würde eine "Spitz-auf-Knopf-Entscheidung" werden und so motivierte ich mich selbst immer wieder, alles zu geben, um genau dies zu erreichen. Das fiel mir zunehmend schwerer. Auf der Hälfte zwischen den Kilometern 41 und 42 ging mir dann - nur rund 500 Meter vom Ziel entfernt - die Luft aus. Es ging einfach nicht mehr in dem Tempo und ich jetzt konnte ich meinen Körper leider auch nicht mehr mental überlisten. Somit konnte ich leider nicht mehr verhindern, daß ich - ausgerechnet auf diesen letzten 500 Metern - deutlich langsamer wurde und die 3:30h leider verfehlt habe.

Mit 3:31:05 (netto) kam ich dann ins ziemlich erschöpft und k.o. ins Ziel. Zunächst überwog die Enttäuschung darüber, die 3:30h nicht geknackt zu haben. Doch die Enttäuschung wich dann im Verlauf des Tages der tief empfundenen Freude darüber, eine neue persönliche Bestzeit auf der Marathondistanz (bisher 03:39:49 in Frankfurt letzten Herbst) aufgestellt zu haben.

Heute Abend dann mit dem Intercity die Rückfahrt von Saarbrücken nach Frankfurt am Main. Und gleich nach dem Schreiben dieses Berichtes werde ich hochzufrieden schlafen gehen. ;-)


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© September 2011 erstellt von Martin J. Zimmermann.
Letzte Änderung dieser Seite: 18. September 2011.